Thema Johanniswacht, Umgang mit Tradition und Zeitgeist

Lieber SBB-Vorstand,

zum Thema Johanniswacht hatten wir am 04.04.2017 einen interessanten Disput anlässlich unseres Klubabends. Bei der genannten Diskussion wurden die „pro-/ contra-Argumente“, die auf eurer Homepage aufgeführt sind, sehr sachlich besprochen.
Im Ergebnis unserer Diskussion haben wir uns jedoch mehrheitlich gegen das Projekt entschieden:
Die Grundgedanken und die Hauptmotivation beim Projekt Johanniswacht – die Sicherheit beim Felsklettern in der Sächsischen Schweiz; unter Berücksichtigung und Beachtung der sächsischen Kletterregeln zu verbessern, können wir nachvollziehen.
Allerdings werfen sich für uns folgende Fragen auf:

  • Woher kommt die Motivation für den „Probanten Johanniswacht“ und welche (längerfristigen) Ziele sind mit dieser Initiative verbunden?
  • Warum wurde für diese irreversible Veränderung von Kletterwegen gerade diese Felsgruppe ausgewählt?
  • Wird von einem elitären Kreis von SBB-Funktionären und „Schwerkletterern“ der Gedanke der Allgemeinnützigkeit an die zweite Stelle verschoben?
  • Ist es nicht schade, dass im Zuge der Vorbereitung der Entscheidungsfindung Projektname/ -durchführung mehrfach abgeändert wurden, um das aktuelle Grundlagendokument als „mehrheitskompatibel“ zu erzeugen, welches somit mehr eine „Mogelpackung“ als eine Abstimmungsgrundlage darstellt?
  • Warum wurde die DAV-Sektion Dresden in diesem Vorgang nicht involviert – oder sieht sich der SBB als das Sprachrohr ALLER Kletterer an?
  • Wie wird in Zukunft das Sächsische Klettern geregelt werden, wenn nach gelungenem Abschluss des Projektes der Ruf nach „mehr solchen Projekten“ erklingt?
  • Wie dauerhaft und verbindlich ist die sogenannte Einmaligkeit dieses Projektes, z.B. nach einem Wechsel des Vereinsvorstandes?

Für uns ist es unverständlich, warum der sehr effiziente und demokratische Weg einer direkten Mitgliederabstimmung zum Projekt „Johanniswacht“ zum jetzigen Zeitpunkt beschritten wird.
In unserer Überzeugung sollte erst am Ende der Diskussion über das Ergebnis abgestimmt werden. Bei unserem Projekt „Johanniswacht“ diskutieren wir Mitglieder jedoch erst nach der Ergebnisfeststellung und während der Mitgliederabstimmung.
Aus unserer Sicht ist es zwingend, wenn derart starke Veränderungen geplant werden, von Anfang an alle Mitglieder an der Diskussion zu beteiligen; und zwar in aller Offenheit und Mitgliederbreite. Dies ist bei dem Projekt „Johanniswacht“ keinesfalls, in dem dafür nötigen Umfang, geschehen. Auch wenn, bedingt durch den Zeitgeist Veränderungen, z.B. zu Sicherungsmaßnahmen, unabdingbar sind, lebt ein Verein von der Allgemeinnützigkeit und dem Miteinander aller Mitglieder. Wegaufwertungen und Sicherheitsverbesserungen können bspw. auch durch Verbesserung der Effizienz in verschiedenen Arbeitsgruppen des SBB erreicht werden.

Natürlich werden wir die Entscheidung zum Projekt „Johanniswacht“ akzeptieren.

Zukünftig sollten jedoch von Anfang an vor allem die nicht vergessen werden, welche die Basis des SBB sind, nämlich alle Mitglieder und vor allem auch die Traditionsvereine, als Zusammenschluss von Kletterern, welche die Sächsische Klettertradition, mit ihrem eigenen Regelwerk etabliert, über mehrere Jahrzehnte hinweg auf deren Einhaltung geachtet haben bzw. nach wie vor darauf achten werden.
Die aktuelle Mitgliederabstimmung, mit der Darstellung der verschiedenen Argumentations­perspektiven, empfinden wir als angemessen, da alle Mitglieder die Chance zur Mitbestimmung haben.

Zusammengefasst gesagt… eher mit Allen wäre besser gewesen!

Berg Heil.
Holger Schütt-Peemüller
Vorstand KV Falkenspitzler 1910 e.V.

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